Smokey Joe's Cafè-Stützpunkt der Gilde Winterboten

Mai hatten Misuki und Candy halb dösend zugesehen, streckte nun aber weit die Arme über den Kopf um nicht gänzlich einzuschlafen. Hatte sie nicht etwas über eine Boutique gehört? Das war doch das lieblings Geschäft einer jeden Damen - und vor allem ihres!
Sie sprang zügig auf, winkte Marlo kurz zu und verschwand dann so schnell sie konnte in der Boutique. Zwar wollte sie nicht unhöflich wirken aber wer wusste schon, wie lang Misuki brauchte? Vielleicht nur eine Stunde. Das reichte nie im Leben zum shoppen! Und als sie sich umsah wurden ihre Augen so groß wie die eines Kindes am Weihnachtsabend.
Eine Stunde reichte definitiv nicht!

"Danke, Candy.", grinste Misuki, als sie auch am Ende der Treppe ankam. Sie hatte keine Lust sich zu beeilen, dazu bestand kein Grund, aber sie mochte hibbelige Leute. Sie waren zwar meist schwer im Umgang, aber mit ihnen konnte man auch viel mehr Spaß haben und ihre Gesellschaft war wesentlich erlebnissreicher. Suki hatte noch mehrere hundert Jahre vor sich und ihren Elan und Schwung wollte sie nicht so schnell verlieren. Immerhin hatte sie ein Ziel das mit Flauheit und lassiger Einstellung nicht zu erreichen war.
Kurz blieb sie noch vor der Tür stehen, sie wartete auf ein Herein oder etwas ähnliches, aber als keins kam, sties sie nicht zögerlich die Tür auf und betrat das Zimmer dahinter.

Vorsichtig ging Misuki fast schon genießerisch an der vielen Pflanzen vorbei und ließ die Hand über sie gleiten, nicht so nah um sie zu berühren, aber wenigstens so nah, dass sie ihre Energa spüren konnte. Die Natur war ihr mehr wert als vieles anderes und sie genoss die Gegenwart dieser Gewächse und erschreckte nicht mal, als eines nach ihr schnappte und sie schnell die Hand zurückziehen musste.
"Die Nachricht hat sich ja schnell verbreitet, wie von den Winterboten vermutet.", schmunzelte sie etwas und ging noch eine kleine Runde bevor sie sich vor dem Chef dieses Stützpunktes nieder ließ.
"Sicher wisst ihr schon wer ich bin, dürfte ich bitte erfahren, wie Ihr Euch nennt?"

133 Jahre und doch nichts zu erzählen, seufzte Misuki innerlich, aber setzte doch zu einer improvisierten Geschichte ihrer selbst an: "Als Kitsune gibt es nicht viel, was für sie von Interesse sein könnte. Unsere Lebensart ist vorwiegend einsiedlerisch und so habe ich den absichtlichen Kontakt mit Menschen eher gemieden. Bis jetzt habe ich mich allein auf die Perfektionierung meiner Fähigkeiten konzentriert, aber in letzter Zeit wurde mir immer mehr klar, dass dies nicht der richtige Weg ist um an Größe zu gewinnen. Vielleicht mag es sich träumerisch anhören nach wahrer innerer und äußerer Stärke zu trachten, aber Inari hat mir dieses Ziel vor Augen gehalten und ich bin nicht geneigt die Sicht der Dinge zu ändern.", schloss sie kurzfristig für eine kleine Pause und begann wieder ihre Stähne um den Finger zu wickeln.
"Was mich schließlich zu ihnen geführt hat. Meine...Talente, könnte man sagen sind nicht auf pure Zerstörungskraft ausgelegt, wie es die Abenteuergilde oder irgendein Kämpferorden vielleicht verlangen würde. Ich sehne mich nach etwas, man könnte es anspruchsvolleres nennen."

"Hm..." machte Misuki und beugte sich vor um die erschienenen Schriftrollen genau unter die Lupe zu nehmen. Unglücklicherweise sahen sie vollkommen gleich aus und so konnte sie nicht nach dem Äußeren urteilen. Es war also alles dem Zufall überlassen, eine Glückssache, oder man musste seinen Instinkt vertrauen.
Inari hatte Misuki mit einem besonderen dieser Art gesegnet. Egal was dabei herauskommen würde, es wäre das richtige für sie. Also griff sie beherzt und ihrem Wesen entsprechend direkt die Mittlere.

Mit einem Seufzer der Erleichterung ließ sich Misuki in ihrem Stuhl zusammensinken, als sie von ihrer Wahl erfuhr, aber als sie die Frage vernahm, kam sie dann doch ins Grübeln. Ihr Finger spannte die blonde Strähne nur noch schneller und fester um sich, bevor sie zu grinsen begann.
"Geld und Zivilisation waren für mich noch nie wichtig und ein Wochenproviant reicht für eine Kitsune notfalls auch einen Monat, auch wenn es knapp werden könnte. Eine See voller Fische und ein gesunder Wald auf dieser Insel würden für mich schon eine Form von Wohlstand bedeuten."

Nach der Antwort hatte Roger die Kitsune erneut kritisch betrachtet bevor er sich noch eine kleine kuze Pause gönnte und seine Meinung darüber preisgab."Hm.....eine gute Antwort." Die Schriftrolle verschwand und er schien wieder dieses immer-während Lächeln in seinem Gesicht zu zeigen. "Hintergrund dieser Frage war was für eine einstellung dieser Bewerber hat. viele nehmen den leichtesten Weg, statt zwar etwas mehr Energie zu verwenden, dafür aber umso erfüllter zu leben. Ich habe ja gesagt das Informanten heutzutage es nicht leicht haben und in zukunft wird dieser Job auch nciht leichter, weshalb faule Bewerber erst garnicht in Frage gekommen. Du hast...bestanden." Kaum war der Satz ausgesprochen da hatte Candy auch schon die Tür aufgestoßen und tanzte umher. "Jaaaa~ du hast es geschafft Misuki! Ich habs doch gewusst!" Ihr strahlendes Lächeln schien selbst Roger, den Wüstenfuchs, zu blenden der nur nach unten schaute und leicht zu grinsen schien.

"Es ist immer wieder erstaunlich wie schnell sich die Nachrichten verbreiten.", lachte Misuki auf und rückte ihren Stuhl zurück um aufstehen zu können, dachte aber noch nicht ans gehen sondern verbeugte sich ehrerbietend vor ihrem neuen Vorgesetzten. Sie hatte sich für diesen Weg entschieden und auch wenn sie es nicht mochte herumbefehligt zu werden, würde sie es schon ertragen.
"Es ist mir eine Ehre. Danke sehr. Dürfte ich erfahren, was mich nun erwartet?"

Freiwillig oder nicht, Misuki wurde so oder so aus dem Zimmer gezerrt, die Treppe hinunter geschleift, wobei sie sich nicht nur einmal am Geländer festkrallen musste um nicht zu stolpern und Candy mit in die Tiefe zu reißen und landete schließlich vor Mr. Marlo. Das Mädchen zog an ihrem Ärmel aber gerade wollte sie nicht weiterlaufen, legte den Kopf schief und kniff zu einem zufriedenen Grinsen die Augen zusammen, während ihre Ohren freudig zuckten: "Bestanden."
Doch plötzlich verschwand ihr Lächeln als Candy sie in die Seite zwinkte und Suki`s Überraschung ausnutzte um sie gleich weiterzuzerren, vermutlich zu Rosett, so hieß die Ausbilderin doch?

Mit Kleidern aller Art - für die sie nicht ansatzweise genügend Geld besaß - im Arm, wandte Mai sich etwas schwerfällig um und sah die plötzlich aufgetauchte Frau groß an.
"Genau richtig, bei euch spricht sich vieles schnell herum, nicht wahr?" Sie warf sich die Kleider - nur eine kleine Auswahl die sie anprobieren wollte - über die Schulter um eine Hand freizubekommen und ergiff die ihr dargebotene.

"Hier kommt gleich die nächste Nachricht!", schrie Misuki durch die Horden von Kleidern und Gewändern und rannte, jetzt Candy hinter sich her schleifend, auf Mai zu. Gerade eben hatte sie diese zwischen dem ganzen Stoff erblickt und war nicht verlegen ihrer Freunde Luft zu machen, jetzt, wo sie nicht mehr in der Nähe ihren Vorgesetzten eine ernste Miene wahren musste.
"Bestanden!", rief sie noch von weitem, bevor sie nur Zentimeter vor ihr stehen blieb. Eigentlich wär sie ihr jetzt direkt in die Arme gesprungen - die Sachen hier hätten es schon abgefedert - aber da sie selbst beladen war, und anscheinend in Gesellschaft, zügelte sie wieder ihr Gemüt; wie sie das hasste.
"Und wer sind Sie wenn ich fragen darf?"

Erschrocken war Mai zurückgewichen und dabei fast gestolpert aber noch rechtzeitig blieb Misuki stehen. Dennoch grinste sie aufrichtig als sie die gute Nachricht erfur: "Herzlichen Glückwunsch!"
Fest klopfte sie dem Fuchsmädchen auf die Schulter.
"Das hier ist Rosett! Rosett, dass ist Misuki!" stellte sie beide einander vor.

"Danke. Ich gehe wohl richtig in der Annahme das Tante Rosett und die ominöse Ausbilderin von der ich schon gehört habe ein und die selbe Person sind.", richtete Misuki nun das Wort höflich an die Frau die ihrem eigenen biologischen Alter ziemlich nahe zu kommen schien, aber es war ihr egal, selbst wenn ihr Vorgesetzer ein Kind wie Candy gewesen wäre. Unter den Kitsune konnte selbst ein Jungtier mehr Schweife und Macht besitzen als einer der schon Jahrhunderte gesehen hatte.
Gleich darauf senkte das Fuchsmädchen vor Rosett das Haupt und präsentierte ihre Ohren, ein Zeichen des Respekts unter den Kitsune, denn ihre Ohren gehörten zu jeden Dingen an denen ihnen am meisten lag; neben ihren Schwänzen, versteht sich.

Mai wartete bis Rosett außer Hörweite war, dann platzte es aus ihr heraus: "Wieder mal geschafft, mh? Wie sehen deine Aufträge denn aus? Zeig schon!"
Ohne auf eine Antwort zu warten, waren die Kleider vergessen und sie schnappte Misuki die Liste vor der Nase weg.

"Hey!", rief Misuki erst empört, sie hatte es ja selbst noch nicht einmal lesen können und versuchte sich den Zettel zu schnappen, aber als sie ihn nicht bekam grinste sie Mai zu und schaute dann erstmal auf die Karte, die Myraf zeigte und die Standorte der anderen Stützpunkte, außer jenem der angeblich im Eisland von Ramos liegen sollte.
"Die ersten Aufgaben werden wohl nicht so Weltenbewegen sein, immerhin bin ich hier noch ganz am Anfang. Die wahren Herausforderungen kommen wohl erst später.", murrte sie und ließ betrübt Kopf und Ohren hängen, um gleich darauf mit ihrem lieblichsten Lächeln und hellen Augen wieder aufzusehen.
"Das wird schon! Also, was steht da?"

"Spuck mal nicht so große Töne! Bevor die schwierigen Aufgaben kommen, musst du erst einmal den Kleinkram erledigen." Die grünen Augen folgten wieder der Schrift und die Brauen verschwanden unter ihrem Pony.
"Naja... Weltbewegendes ist's wirklich nicht, da spielt jemand Verstecken mit dir." Sie hielt dem Fuchsmädchen den Zettel vors Gesicht: "Du sollst Zimmer 428 finden und dich dort melden. Klingt ja spannend."