"Und dass du mir nicht zu spät nach Hause kommst!" hört man den Vater rufen, als Marina das Haus wieder verlassen hat. "Keine Sorge, keine Sorge, ich werde mich schon nicht rumtreiben. Ich schau nur nochmal nach den Pferden..." "Ja ja..." Ein Achselzucken ihrerseits, kennen die Eltern doch ihr Töchterchen. Marina blickt sich um, der Abend bricht hinein und es würde auch nicht mehr lange dauern, bis die Nacht vollkommen den Himmel erreicht hat. Langsam beginnen die ersten Zikaden an zu zirpen und das Getier, Hühner sowie Kühe, sowohl als auch die Pferde finden langsam ihre Ruhe und beginnen zu schlafen. Die Bauerstochter geht über den Hof, fast schleichend, obwohl sie doch Niemand erwischen kann, wobei denn? Hinaus, denn sie will wieder in den Wald hinein gehen. Ja, im Wald ist sie gerne, an einem bestimmten Platz. Dort kann sie ungestört den Himmel beobachten, die Sterne zählen, sich irgendwelche Sachen ausdenken oder einfach nur singen. Manchmal reicht es ihr auch, einfach die Ruhe nach einem langen Tag zu genießen, den Wind in ihren Haaren zu spüren und den Geräuschen des Waldes zu lauschen.
So schreitet sie voran, hat den Hof der Eltern verlassen und begibt sich in den Wald. Einige Äste knacken unter ihren Füßen, halten sie nicht das Gewicht des Mädchens aus. Schwer ist sie nicht, doch ein Ast, wohlwahr, ist sehr zerbrechlich, vor allem, wenn er trocken ist. An einem Busch bleibt sie mit ihrem Kleid hängen, einige Stacheln halten den Saum des Kleides gefangen, doch nur wenige Augenblicke später hat sich Marina aus diesen Befreit und schreitet ihren Weg munter voran. Bald hat sie auch schon die Stelle erreicht, die sie erreichen wollte, nämlich einen Baumstumpf an einer Lichtung. Dort wird auch gleich Platz genommen und der Kopf in den Nacken gelegt. Die Sterne zeigen sich, leuchtend hell. Vielleicht liegt es aber auch an dem Mond, der heute wieder prachtvoll scheint. Ein feines Lächeln ist auf ihren Lippen zu erkennen, der Wind weht leicht durch ihre roten Haare. Herrlich, diese Ruhe, diese Aussicht und diese... Stille. Nicht, dass es auf dem Hof laut wäre, doch so hat man Zeit, um die Seele baumeln zu lassen. Jedenfalls für einen Moment. Denn der Mund der jungen Frau öffnet sich und sie beginnt zu singen, wie so oft, wenn sie alleine im Wald ist...
"... so scheinst du hell in tiefster Nacht, hast deinen Glanz der Welt gebracht..."